Sonntag, 17. August 2025

Tag 39: Kilometer schruppen im Gegenwind

 

So eine Etappe wie heute hieße bei der Tour de France wohl Überführungsetappe mit Sprinterfinale. Die Analogie liegt nahe, denn heute geht es zu 90% durch Frankreich mit dem Ziel in Straßburg.

Nach 10 km sind wir in Neuenburg und überqueren den Rhein hinüber ins Nachbarland, wie immer ohne eine Spur von Kontrolle. Dann biegen wir ein auf eine Landstraße namens D52, die uns über die nächsten 80 km meist schnurgerade nach Norden führt. Pech Nummer eins, dass wir heute Nordwind haben. Mit Pech Nummer 2 haben wir nicht gerechnet. Auf den gesamt 80 km und auch auf den abschließenden weiteren 20 km gibt es nicht eine einzige Verpflegungsmöglichkeit. Von Gasthöfen oder Biergärten keine Spur, nichts. Es ist heute nicht heiß, aber doch über 25 Grad. So laufen wir allmählich trocken.

Bei einer Pause am Rheinufer bettelt Claudia in unserer Verzweiflung einen Camper um Wasser an. Er hat nur eine Flasche Bier zu bieten, noch besser! Danke dafür. Das reicht für die nächsten 20 km, aber am Ende fühlen wir uns gefährlich dehydriert.

Wir nähern uns Straßburg entlang des idyllischen Rhone-Rhein-Kanals, autofrei bis fast in die City. Auch dort ist es kein Problem, über sichere Radwege bis zum Hotel zu finden. Nur zu einem Sprinter-Finale sind wir nicht mehr fähig.

Die Elsässer Küche stellt uns bei der abendlichen Restaurantsuche vor Probleme. Die typischen Flammkuchen gibt es nirgendwo speckfrei und auch sonst ist das Angebot deftig und fleischlastig. Gut bedient sind wir dann mit asiatischer Fusionsküche. Beim Absacker in der Brasserie lernen wir dann noch dazu, als der Kellner unseren Ricard pur "sèche" nennt. Ohne Wasser und Eis ist der Pastis eben trocken.

Die Fotos des Tages:

Pause am Rhein


Linksrheinisch bieten Kanäle und Flüsse zahlreiche Wasserwege


Idylle am Rhone-Rhein-Kanal


Wir nähern uns Straßburg


Abends in La petite France






Samstag, 16. August 2025

Tag 38: Vater Rhein in allen Facetten

 

Die bisher längste Etappe steht an, mit knapp 100 Kilometern, aber dafür recht flach. Zunächst von Oberlauchringen nach Unterlauchringen, den Wasserfall sehen wir zwar nicht, finden aber, dass die kleine Holzbrücke auch eine Attraktion ist. Die Dauer-Attraktion des Tages ist der Rhein. Mal liegt er still wie ein See, mal wirkt er reißend mit starker Strömung. Immer sieht er mächtig aus und sehr sauber, hier wo noch keine Schifffahrt stattfindet und noch keine Pharma-Industrie angesiedelt ist. Später passieren wir große Fabriken von Novartis und Bayer, zwischendurch aber sieht es immer wieder wie ein Naturschutzgebiet aus.

Wir staunen über den mächtigen Fluss in Laufenbach, wechseln nochmal unkontrolliert wie immer in die Schweiz und zurück, bewundern die historische Holzbrücke in Bad Säckingen, die längste ihrer Art in ganz Europa, wie Wikipedia bestätigt. 

Und dann kommt die Rheinpromenade in Basel, und wir können nur noch staunen. Menschenmassen sind auf der Promenade unterwegs, viele in Badebekleidung, denn sie wollen sich im Rhein flussabwärts treiben lassen. Das darf man hier ganz offiziell, rechts treiben die Schwimmer, links verkehrt die Rheinschifffahrt. Viele Schwimmer haben einen sogenannten Wickelfisch dabei, in den sie ihre Sachen wasserdicht verpacken, und lassen sich gemütlich von der Strömung treiben, mit Blick auf die malerische Altstadt. Das sind so Momente, wo ich bedaure, dass ich nicht schwimmen kann. Durch die Menge können wir die Räder nur noch schieben, schließlich suchen wir uns eine Ausweichstrecke durch die Nebenstraßen der Stadt, um überhaupt wieder voranzukommen.

Dann haben wir nur noch 20 km bis Bad Bellingen. Die sollten zu schaffen sein, auch wenn die schwüle Wärme uns heute schwer zu schaffen macht. Dafür sind wir dem Gewitter erfolgreich davon gefahren. Doch kurz vor dem Ziel warten noch 2 schwere zweistellige Rampen, die mich aus dem letzten Rohr pfeifen lassen. Dann ist es geschafft, wir sind an unserem Kurhotel, wo die Gäste sich kostenlos einen Rollator ausleihen können. Ganz so weit sind wir noch nicht, aber heute Abend nah dran.

Die Fotos des Tages:

Holzbrücke in Unterlauchringen



Garmin zählt heute 9km Schotterwege für uns. Mühsam, aber schön am Rhein entlang.


Der glatte Vaterfluss in Laufenbach.


Holzbrücke in Bad Säckingen


Grenzübergang auf der Holzbrücke


Naturschutzgebiet in Rheinfelden, hinter der Kamera ist das Gewerbegebiet


Rheinfähre in Basel und Schwimmer im Fluss



Freitag, 15. August 2025

Tag 37: Unkontrolliert auf der Bodensee-Radautobahn

 

Der Tag beginnt wie schon erwartet mit einem Spätstart. Das liegt zuerst daran, dass das Frühstück auf der schönen Seeterrasse des Hotels Wilder Mann unübertrefflich ist und wir vom köstlichen Obstsalat nicht genug bekommen können. Zurück im Quartier sehen wir, dass die Fähre nach Konstanz in 25 Minuten ablegt. Die folgende erst 90 Minuten später. Also wird in Windeseile gepackt und wir sind rechtzeitig am Bootssteg. Erst unterwegs stellen wir fest, dass diese Fähre einen Stopp an der Insel Mainau einlegt und schließlich erst nach 45 Minuten in Konstanz ankommt. Da ist es schon fast 11 Uhr. Die Autofähre hätte übrigens nur 15 Minuten gebraucht, und diese fährt alle 15 Minuten. Aber so war es eine schöne Bootstour.

Zu Claudias Beruhigung schieben wir die Räder erstmal durch die sehr belebte Innenstadt von Konstanz, bis wir eine ruhige Nebenstrasse erreichen und aufsteigen können. Sofort sind wir am Grenzübergang. Auch hier ist kein Zöllner in Sicht, Grenzkontrollen Fehlanzeige. Was nun über 50 km folgt, ist reiner Genuss, der Claudia zu einer Superlative greifen lässt. Die Schweiz hat die besten Radwege, die wir je gesehen haben. Sogar die Übergänge an den Kreuzungen sind stufenlos. Und die Wege sind so breit, dass einem der seltsame Begriff Radautobahn in den Sinn kommen könnte. 

In Dissenhofen (!) kommt es wieder zu einem bemerkenswerten Dialog mit einer großflächig tätowierten Servicekraft. Wir: "Wir hätten gern 2 alkoholfreie Bier." Sie: "Wir haben jetzt nur noch die kleinen Flaschen." Wir: "Dann  geben Sie uns gleich 4." Sie: "Dann werden die warm!" Wir: "Was machen wir dann?" Sie: "Hmmmm." Bei der Nachbestellung stellt sich heraus, dass sie ohnehin nur noch 3 kalte Flaschen hatte.

Die einzige wirkliche Herausforderung des Tages wird uns in Schaffhausen gestellt, wo wir im dichten Verkehr und zwischen Baustellen den richtigen der zahlreichen Radwege finden müssen, der uns zum Ziel in Lauchringen führt. Dann kehren wir wiederum unkontrolliert nach Deutschland zurück und wundern uns über die zahlreichen Touristen in diesem Ort, dessen einzige Attraktion der Wutach-Wasserfall ist, dem man aber regelmäßig das Wasser abdreht und auch noch die Sicht durch eine Brücke verbaut hat. Na dann gute Nacht, Lauchringen.

Die Fotos des Tages:

Fährbetrieb in Meersburg


Wir sind nicht allein auf der Fähre.



Brötchenpause am Hafen von Mammern (CH)


Abschied vom Bodensee


Der volle Rhein in Schaffhausen




Donnerstag, 14. August 2025

Tag 36: Per Schussfahrt an den Bodensee


Stiefenhofen liegt auf 800 Metern, der Bodensee auf 400 Metern. Das verspricht uns auf den ersten 30 Kilometern Tempo ohne große Anstrengung. Aber das gilt nicht für Claudia. Steile Abfahrten mit viel  Verkehr und LKWs im "long vehicle"-Ausmaß lassen  ihre Hände am Lenker erzittern und die Knie wohl auch. Wir machen ein paar kurze Regenerationsstopps am Straßenrand zur Beruhigung. Endlich können wir die Hauptstraße verlassen und legen nochmal ein paar Kilometer in Österreich zurück. Wie schon beim letzten Mal sehen wir keine Spur von den populistisch groß verkündeten Grenzkontrollen. Wo soll auch das Personal herkommen, um jeden dieser Provinz-Übergänge zu kontrollieren? Die pendelnden Anwohner werden eher dankbar dafür sein, dass die Politik ihre Versprechen nicht einhalten kann - was die Populisten von der CSU sicherlich auch vorher gewusst haben.

Vorher in einem Dorf namens Opfenbach gibt es nicht nur eine Top-Bäckerei und einen Gasthof, sondern auch einen Dorfladen mit DHL-Filiale. Hier setzen wir Claudias Idee in die Tat um und schicken ein Päckchen nach Hause mit all den Sachen, die wir bei diesem hochsommerlichen Wetter auf dem Rest der Tour bestimmt nicht mehr brauchen werden. Fortan ist mein Anhänger um 2,5 kg leichter. Das spüre ich durchaus, auch heute kommen trotz Bergab-Strecke immerhin 400 Höhenmeter zustande. 

Schon auf der schönen Route entlang am Seeufer kommt Urlaubsstimmung auf. Diese wird noch deutlich verstärkt durch ein Gourmet-Abendessen auf der Seeterrasse im Restaurant Wilder Mann in Meersburg. Claudias Maultaschen sind eine Sensation und meine Spinat-Gnocchi können da mithalten. Dann kommt noch meine Schwester mit ihrem Mann zu Besuch, ein leider viel zu seltenes Treffen, und das einheimische Paar stellt fest, dass es doch mal ganz schön ist, wie die Touristen abends den Blick auf den See zu genießen.

Danach wollen wir den Abend mit einem Grappa beschließen, doch 2 Italiener weisen uns ab, um 22 Uhr gibt's da nix mehr, Feierabend. Was bleibt uns übrig, als wieder im Wilden Mann vorzusprechen. Da serviert man uns einen Grappa Brunello, sündigen kann so schön sein.

Die Fotos des Tages

Nach Österreich und wieder zurück. Wir wollen auch gar nicht kontrolliert werden.


Lindauer Inselbrücke: So sauber wie im Plansee ist das Wasser im Bodensee nicht. 



Historische Brücke über den Fluss Argen


Erste Urlaubsstimmung in Hagnau am Bodensee


Angekommen in Meersburg





Mittwoch, 13. August 2025

Tag 35: Kaiserschmarrn und Kneipp-Kur

 

Die Höhenmeter sollen nun langsamer weniger werden. Nach flottem Start haben wir zunächst mit dem heftigen Verkehr in Pfronten zu kämpfen, noch viel mehr in Nesselwang, wo wir einen hübschen Hinterhof-Biergarten für die erste Pause finden. Auch etwas Appetit meldet sich. Wir entscheiden uns für einen Kaiserschmarrn für zwei. Der kommt auch als ordentliche Portion. Nach den ersten Bissen gucken wir uns an und verziehen das Gesicht. Das ist offenbar eine Tüten-Mahlzeit, und nicht aus der besten Tüte. Diese Mehlspeise könnte auch als Kartoffelknödel durchgehen. Wir versuchen noch ein paar Bissen und geben dann auf.

Die hübsche junge Serviererin fragt obligatorisch "War's gut?" Claudia platzt heraus: "Es war schrecklich!" Das Mädel guckt verdattert und murmelt Unverständliches. "Sie können ja nichts dafür," wiegelt Claudia noch etwas ab, nur um dann noch Eins draufzulegen. "Das war un-zu-mut-bar!" Das Mädel zieht mit dem vollen Teller ab. Ich sage noch möglichst hörbar: "Das war aber sehr deutlich." Doch Claudias Aktion hat zumindest den Erfolg, dass uns der Preis für diese "Mahlzeit" erlassen wird.

Durch schönstes Allgäu-Panorama geht es weiter nach Immenstadt, vorbei am Großen Alpsee nach Oberstaufen, wo wir eigentlich Eis essen wollen, aber irgendwie die Innenstadt verpassen und dann lieber weiter wollen, weil wir fast schon am Ziel sind. Stiefenhofen ist ein Nest, das mit dem Rad nur über einige steile Rampen zu erreichen ist, wie wir dann noch merken. Angekommen im Gasthof Kräuterwirt bestätigt sich, was wir schon wussten. Das Restaurant hat Ruhetag, und das Betreiberpaar meint es ernst. Zu essen gibt's im ganzen Dorf nix. 

Die Lösung bietet das Internet-Zeitalter. Wir konsultieren Lieferando und lassen uns Pizza aus dem 8km entfernten Isny liefern. Das dauert 45 Minuten und der Tisch ist gedeckt. Zum krönenden Abschluss kann ich Claudia zum Besuch des örtlichen Wassertretbeckens überreden, die Attraktion des Ortes, von der Wirtin schon beim Einchecken angepriesen. Noch ein Grund, warum uns Stiefenhofen in Erinnerung bleiben wird.

Die Fotos des Tages:

Viel ruhige Straßen und beste Radwege, nur in Städtchen massig Verkehr


So lässt sich entspannt fahren



Marktplatz Immenstadt


Der Große Alpsee


Der Bäcker in Stiefenhofen! Leider schon geschlossen.



Dienstag, 12. August 2025

Tag 34: Klöster, Schloss und Berge

 

Kein so langer Tag soll es heute werden. 5 Anstiege und insgesamt 700 Höhenmeter stehen auf dem Garmin-Programm. Nach einer mückengestörten Nacht verlassen wir unser Klosterhotel in Schlehdorf bei angenehmer Temperatur und leichter Brise. Heute nichts vergessen? Doch, natürlich. Nach 3,5 km bemerke ich, dass ich den Radcomputer nicht gestartet habe. Das Stück fehlt nun auf Strava, und doch ich bin wirklich gefahren.

Noch vor Eschenlohe treffen wir die Radl-Familie aus Neubeuern wieder. Eltern mit 2 Kindern, eins im Anhänger, das größere auf einem angekoppelten Kinderrad, dazu 4 dicke Gepäcktaschen. Sie haben offenbar gestern dieselbe Distanz wie wir zurückgelegt, und zwar beide ohne Motor. Da ist mein schlapper Anhänger nix dagegen!

Die Straße von Oberau zum Kloster Ettal ist fast schon ein kleiner Pass, 3,5 km mit 190 Höhenmetern. Die Sonne knallt auf die Felswand und von da zurück auf meinen Schädel. Zwei Mal muss ich kurz pausieren und fantasiere von einer kalten Dusche. Dann sind wir oben.

Es folgt eine Fahrt durch das Wunderland Ammergebirge. Schöner kann man Landschaft nicht malen, wie die Natur sie hier geschaffen hat. Das Weltkulturerbe verschmähend, passieren wir mit kurzer Pause Schloss Linderhof und landen nach rasender Abfahrt am österreichischen Plansee, wo das Badeleben in vollem Gange ist. 

In unserem Gasthof in Pflach nutzen wir den Luxus eines Wäscheständers in der Sonne, lassen uns noch vom Vogelschutzgebiet hinter dem Gewerbepark entzücken, und ich ordere zum Nachtisch eine heiße Liebe. Claudias Kommentar: "Bist Du nicht langsam zu alt dazu?"

Die Fotos des Tages:

Erste Rast in Eschenlohe


Sahnestraße im Ammergebirge


Sieht da jemand erschöpft aus? Keine Lust auf Schloss Linderhof.



Wir erreichen den höchsten Punkt der gesamten Deutschland-Tour. 1.123 Meter zwischen Linderhof und Plansee.


Sauberes Wasser im Plansee.


Märchenlandschaft Vogelschutzgebiet Pflach







Montag, 11. August 2025

Tag 33: Pannenfrei durch die Idylle



Wir starten heute mit nur noch einem Ersatzschlauch in die Tagesetappe. Bei unserer Pannenquote ein signifikantes Risiko. Die örtlichen 2 Fahrradläden haben montags Ruhetag. Der nächste geöffnete liegt nach 20 km genau auf unserer Route.

Doch zunächst stelle ich nach 1,5 km fest, dass ich die Fahnenstange für den Anhänger in der Hotelgarage vergessen habe. Weil es mit 13% Steigung zurück ins Dorf geht, nehme ich doch lieber Claudias E-Bike dafür. Der Akku hat nach 2 Tagen immer noch über 70%.

Garmin kündigt heute 6 Anstiege an und insgesamt über 800 Höhenmeter. Da kann man schon von der Königsetappe der ersten Woche sprechen. Vorsichtshalber habe ich uns einen Notfallplan überlegt. Wenn die Erschöpfung überhand nimmt, könnten wir in Bad Tölz abbrechen und dort übernachten. Das Hotel in Schlehdorf lässt sich bis 18 Uhr kostenlos stornieren.

"Ist das schön hier!" rufen wir gleich mehrmals aus, mit dem Blick auf die Wiesen, die Berge, die blumengeschmückten Häuser, die perfekt asphaltierten Feldwege. So ist Radeln ein purer Genuss. Bald aber kommen die ersten Höhenmeter, die Steigungen sind heute über 2 km lang und gipfeln wieder bei 10%. Ich trete inzwischen etwas geduldiger in die Pedale und haushalte erfolgreich mit den Kräften.

Oberhofen ist ein Nest mit einer Handvoll Häuser, keinerlei Geschäfte sonst, aber der über 80jährige Singer-Hartl betreibt sein Fahrradgeschäft mit Werkstatt im Hinterhof des Wohnhauses. Er versorgt uns mit 2 Schläuchen und lässt es sich nicht nehmen, uns die neueste Entwicklung von Ventilen vorzuführen. Außerdem hat er ziemlich scharfe Bodies für Radlerinnen im Verkauf, aber für Claudia sind sie alle zu groß. 

Schon um 14 Uhr sind wir in Bad Tölz und haben keine Zweifel, es bis Schlehdorf zu schaffen. Das letzte Tagesdrittel ist dann sogar das leichteste. Wir feiern schon vor dem Ziel den ersten pannenfreien Tag, dann checken wir ein im Hotel Klosterbräu, speisen auf der "Seeterrasse", die besten Ausblick auf den großen Parkplatz bietet. Aber das Essen ist gut und Claudia beglückt sich selbst mit einer Spatzenfütterung. Wir spazieren dann noch zum Kochelsee, betrachten sinnend Blesshühner, Enten und Schwäne, umrahmt vom Bergpanorama. So wird das mobile Trainingslager unerwartet zum Romantikurlaub. Ganz profan gibt es zum Tagesabschluss ein Pistazieneis mit Kartenzahlung aus dem Automaten der Pollinger Eismanufaktur. Das schmeckt sogar.

Die Fotos des Tages

Beim Singer Hartl im nahezu historischen Fahrradladen


Nun weniger Mais, mehr Wiesen


Noch 'ne Pause kurz vorm Ziel, weil es so schön ist.


Romantik-Schub am Kochelsee





Sonntag, 10. August 2025

Tag 32: Je schöner die Straße, desto steiler der Berg


Heute erwartet uns eine leichte Steigerung, gut 500 Höhenmeter stehen an auf knapp 70 Kilometern. Schon am Morgen steigt das Thermometer auf deutlich über 20 Grad, eine leichte Brise macht das aber erträglich. Der Garmin verspricht 4 Hauptanstiege, die alle recht kurz und gemäßigt wirken. Komoot zeigt allerdings mehrfach 9% Steigung.

Nach dem ersten Berg werden wir aber gleich belohnt mit dem Anblick eines Freiluft-Gottesdienstes. Hunderte Feuerwehrleute lassen auf der Dorfwiese in Otting für sich beten. Schaden kann es nicht, es sei denn, sie verlassen sich drauf. 

Der zweite Anstieg führt uns nach Kammer, und der Hinweis von Komoot erweist sich als leicht untertrieben. Bis zu 12% lassen meine Oberschenkel zittern, aber noch kann ich den 20kg-Anhänger da hoch zerren. Dann geht es fröhlich hinunter zum Chiemsee, wo wir direkt in einem Gartenfest mit Blasmusik landen. Es geht zünftig zu, man führt seine Trachten vor, unter einer Maß Bier schluckt hier keiner. Claudia staunt nur, wieviel Flüssigkeit in diese Bäuche passt. Unsere Halbe kostet 6 Euro, das ist wohl der See-Aufschlag. Und es gibt Riesenbrezel, wir ziehen aber eine Portion Pommes vor. 

Für die nächste Panne sind wir mal nicht selbst verantwortlich. Die Straße vor Feldwies ist voll gesperrt, ein breiter Zaun ließe uns noch eine kleine Chance, doch hier wird sogar sonntags gearbeitet. Wir sind schon mal bei solcher Gelegenheit fast verhaftet worden. Also nehmen wir die 5 km Umweg in Kauf.

Wir nähern uns den Anstiegen 3 und 4, die Landschaft steigert die Idylle noch, die Berge rücken zum Greifen nah. Perfekte Straßen und Radlwege (so heißen die hier), da kann der Ruhrgebietler nur neidisch genießen. Aber es gilt auch: Je schöner es ist, umso steiler wird es. Mehrere zweistellige Rampen lassen mich ächzend und in Schlangenlinien hinaufschleichen. Ich stelle fest, dass man auch mit 5,5 kmh noch nicht umfällt.

Dann kommt die sprichwörtliche Panne des Tages. Mein Hinterrad hat einen Schleicher. Es ist noch Luft drin, aber etwas wenig. Ich bringe meine elektrische Taschenpumpe zum Einsatz. 1 Minute draufhalten, schon ist der Reifen wieder prall. Wir haben nur noch ein paar Kilometer, das Spielchen dann nochmal, und wir kommen gut an. Na, was heißt schon gut? Vor Erschöpfung krieg ich kaum das Knödeltrio runter, aber immerhin der Rotwein schmeckt noch.

Die Fotos des Tages:

Riesenbrezel in Chieming



Endlich ein richtiges Eiscafé. Heute keine Kinderportion.


Die Feuerwehr beim Gottesdienst



Maibaum in Otting



Das bayrische Meer, der Chiemsee



Auf dem Marktplatz in Neubeuern



Warten auf das Knödeltrio












Samstag, 9. August 2025

Tag 31: Keine Pleite, etwas Pech und eine Panne

 


Der Tag beginnt mit einem perfekten Frühstück im Altstadthotel Wetzel in Mühldorf. Erwähnenswert in diesem Haus, das mit 70er Jahre Charme bezaubert, ist vor allem der Duschkopf, der abwechselnd in Wellnessfarben Rot, Blau und Grün leuchtet. Hätte ich das gewußt, dann hätte ich abends im Dunkeln geduscht.

Bei schönstem Wetter in allerschönster Landschaft radeln wir vergnügt davon. 10 Kilometer lang. Dann bestätigt sich unsere Pannenserie. Claudia ruft von hinten: "Halt mal an!" Da fühlt sich doch was komisch an am Hinterrad. In der Tat, der Reifen ist platt. Reine Routine, wir haben 4 Reserveschläuche dabei. Der erste ist mit großer Mühe installiert, der Schwalbe One Reifen passt nur äußerst knapp und mit Materialeinsatz über die Felge. Komisch, das Aufpumpen klappt einfach nicht. Hilfsbereite Radler leihen mir ihre Pumpe, doch die bringt's auch nicht. Das muss wohl am Schlauch liegen. Richtig, er ist beschädigt vom Einbau mit Reifenheber. Das soll der Fachmann ja auch von Hand erledigen, nur dieser Schwalbe verlangt Kräfte, die ich nicht habe. Als auch der zweite Schlauch nur pfffft macht, muss eine andere Lösung her. Derweil bieten zahlreiche Vorbeiradler ihre Hilfe an, ein Autofahrer hält sogar an und steigt aus. Auch das sind Bayern.

Claudia wartet am Tatort, ich fahre die 3 km bis Altötting zum nächsten Fahrradhändler. Der kennt keine Rennräder, verkauft wohl nur noch E-Bikes. Immerhin hat er einen Schwalbe Marathon-Reifen da, der sollte besser über die Felge passen und ist dann auch fürs Nächste pannensicherer. Das klappt dann auch. 3 Schläuche und ein Schwalbe One Reifen werden vor dem Altöttinger Bahnhof entsorgt. Der Schweißverlust dort auch gleich mit einer halben Maß Bier ausgeglichen. 

Nun steht dem Vergnügen aber nichts mehr entgegen. Kleine Bodenwellen werden routiniert überwunden und nach der größten Steigung des Tages erscheint wie eine Fata Morgana ein Bilderbuch-Biergarten im Dorf Asten. Die halbe Maß kostet hier 4,70 Euro, aber das Ambiente ist es wert. Der Eisbecher für 7,90 kann allerdings höchstens Kleinkinder sättigen. Dann doch weitgehend erschöpft nehmen wir die dritte Halbe im Eichenhof in Waging am See. Die Wäsche des Tages trocknen wir in der Sonne auf der Wiese. Also wir sie nach dem Abendessen einsammeln, ist sie von der Nachtfeuchte aber schon wieder klatschnass. Gut, dass wir einen Fön auf dem Zimmer haben.

Für die Fotos reicht in Waging weder das Hotel-Wlan noch das Mobilfunknetz ... Ob der Ministerpräsident das weiß?

Wenigstens dieses kann ich zeigen nach deutlicher Verkleinerung.
Maibaum in Mehring. 


Und doch noch eins: Der alte Mann und das Kindereis


Nachgereicht. Im Bilderbuch-Biergarten in Asten


Die Garten-Idylle im Hotel Eichenhof (außen hui, innen pfui)



Am Waginger See, so wie man sich Bayern vorstellt




Wäsche trocknen im Mondschein