Montag, 14. August 2023

Tag 26: Bilderbuchmäßig von der Oberpfalz in den Bayrischen Wald


Beim Frühstück verspricht uns der Wirt des Weissen Rössl in Floß, dass es Richtung Cham flacher werde. Stimmt, wenn man von der Ortsausfahrt absieht, die den ersten 10%er des Tages als Kaltstart bietet. Dann aber verwöhnt uns der Bockl-Radweg, eine ehemalige Bahntrasse. 15 km der insgesamt 52 km des Weges liegen auf unserer Route, dann müssen wir abbiegen. Ruhige, gute Straßen führen uns nach Moosbach. Kein so kleiner Ort, da sollte eine Einkehr möglich sein. Es gibt auch ein halbes Dutzend Gasthöfe, alle sind geschlossen, nur bei einem steht die Tür offen. Ich trete suchend ein und finde die Wirtin in der Küche. Auf meinen Gruß dreht sie sich nur halb um und schleudert mir ein "No net offe!" entgegen. Also weiter! Wollen wir, doch plötzlich ist mein Hinterreifen platt. Wie herzinfarktgefährdend Reifen aufpumpen mit der Minipumpe ist, weiß ich inzwischen. Diesmal lasse ich mir mehr Zeit und schwitze unwesentlich weniger.

Die Rettung naht in Saubersrieth, wo auf dem Parkplatz des einzigen Gasthofs gerade eine Hüpfburg aufgeblasen wird. "Heute Ruhetag" informiert der Wirt bedauernd. Doch dann hat er Mitleid mit den erschöpften Radlern und serviert uns zwei Bier. Nochmal danke dafür, denn in den folgenden Dörfern, Pullenried, Piechhammer, Pirkhof, Zieglhäusl, Bruderbügerl, ist kein Mensch auf der Straße, geschweige denn irgendwo eine Jausenstation. In Lind gibt es wieder einen Ruhetagsgasthof, so können wir zumindest sitzend unsere Riegel verspeisen. Nach weiteren Dörfern, die meist nur aus einer Handvoll Häusern bestehen, und einem 11%er in Heinrichskirchen erreichen wir das sonst nicht weiter erwähnenswerte Premeischl. Hier steht wieder eine Gasthaustür offen. Claudia findet die Wirtin schlafend auf dem Sofa in der Gaststube. Die freut sich dennoch über die Gäste, fritiert uns Pommes, einziges Angebot heute, setzt sich zu uns und berichtet von der gestrigen Feier des örtlichen Fußballvereins. Die haben alles weggegessen, es war anstrengend, sie hat alle bekocht. Und sie ist fast 80!

Wir sind 10 Jahre jünger, da sollten wir die heutige Etappe auch noch zu Ende bringen. Bei zunehmender Schwüle fahren wir in Cham mit 32°c im Schatten ein. Vorhänge zu und erstmal keinen Schritt vor die Tür.

Fotos des Tages

Beste Straßen und schönste Landschaft, so macht Radeln Spaß

 

Blick in die Gegend nach dem 11%er in Heinrichskirchen


Der Regen ist ein Fluss, doch in Cham scheint er stillzustehen



Marktplatz in Cham, es mischen sich bayrische Biergärten mit italienischen Ristoranti und Eisdielen