Samstag, 12. August 2023

Tag 24: Vom Erzgebirge ins Vogtland

80 km sind normalerweise keine so große Herausforderung. Hier sind sie allerdings mit gut 1200 Höhenmetern gespickt. Mit dem Gepäck von 15 kg kommen leise Zweifel auf, ob das zu schaffen ist, nachdem die Kurztour gestern schon so schwer fiel. Wir starten mit großem Respekt.

Sofort wartet der erste Anstieg. Er muss dann noch mehr warten, denn schon vor Verlassen des Ortes gilt es, den ersten Platten zu beheben. Ob das wohl daran liegt, dass ich zu kleine Schläuche eingebaut hab? Verwundert musste ich kürzlich feststellen, dass die wie immer gekauften Schläuche nur bis 25 mm Reifenbreite zugelassen sind. Im Schrank hatte ich noch 2 uralte, schon ziemlich klebrige 28er Schläuche gefunden, einer davon muss sich jetzt bewähren. 5 bar mit der Minipumpe zu erreichen, löst den ersten Schweißausbruch des Tages aus.

Entsprechend ist der Durst nach den ersten Höhenmetern. In Sosa gibt es ein halbes Dutzend Gasthöfe, alle sind geschlossen. In Eibenstock gibt es sicher was, rät uns eine Anwohnerin, nicht ohne zu warnen, vorsichtig durch den Wald zu fahren. Das tun wir dann auch über Schotterwege, bis es nur noch schiebend weitergeht. In Eibenstock angekommen, haben wir nicht das Gefühl, noch im Zeitplan zu sein. Überraschend gibt es in der Eisdiele auch alkoholfreies Bier. Das brauchen wir jetzt. Der Versuch, die Heidelbeerwaffel mit Eis und Sahne zu vertilgen, löst allerdings eine Kreislaufschwäche bei mir aus. Kein gutes Zeichen angesichts noch ausstehender 800 Höhenmeter. 

Die Sachsen mögen ja nicht die weisesten Wähler sein, aber sie sind die rücksichtsvollsten Autofahrer, die uns je überholt haben. Zuweilen schleichen sie Hunderte Meter hinter uns, bis sich gefahrlos überholen lässt. Wenn uns einer mal schneidet, dann ist es ein Urlauber aus dem Ruhrgebiet. Überhaupt kann man so mit den Sachsen seinen Frieden machen. Sie sind aufgeschlossen und hilfsbereit. Wenn sie nur anders wählen könnten. Immerhin, wenn 35 % AfD wählen, heißt es immer noch, dass 65% sie nicht wählen. 

Wieder ein schöner und erfolgreicher Tag. Dessen Ende allerdings nur mit Humor genommen werden kann. Im Sanatoriums-Hotel Weiße Elster ist man so nett, uns die Sauna anzuschalten, das Abendessen hat aber nur Krankenhaus-Kantinen-Qualität, ganz passend zur Atmosphäre im Haus. So schlimm ist es dann doch nicht, bis 22 Uhr wird noch Rotwein serviert.

Fotos des Tages

Die einzig mögliche Einkehr auf den ersten 30 Kilometern. Die Waffelstube in Eibenstock serviert alkoholfreies Bier.


In der Kommune Tannenbergsthal hat man sich erfolgreich widersetzt gegen Namensverbannung.


Passhöhe Mühlleithen, 860m. Vermutlich der höchste Punkt in unserer ganzen Deutschlandtour. Jetzt schaffen wir auch noch den Rest der Tagesetappe.


Die letzten Kilometer ins mondäne Bad Elster verwöhnen uns mit autofreien Wegen.