Dienstag, 23. August 2022

Tag 18: Über die Oder nach Polen und zurück

 
Eine spürbare Erholung hat sich durch den gestrigen halben Ruhetag nicht eingestellt. Vielleicht sind wir auch einfach zu schnell gefahren. Ein Schnitt von 23,4 km/h mit dem Gepäckanhänger bedeutet schon eine sportliche Belastung. Entsprechend skeptisch gehe ich heute auf die Tour, es stehen wieder 110 km an, und es geht rund 40 km durch Polen mit der Unsicherheit, wie der Straßenbelag aussehen wird.

Am Grenzübergang ist viel Lkw-Verkehr, doch kurz darauf biegen wir ab auf eine kleine holprige Nebenstraße. Doch bald ist die Straße perfekt, das 3. Nachbarland dieser Tour gönnt uns besten Asphalt, gekrönt mit permanentem Rückenwind. Zur Feier des Tages habe ich die Fahnengalerie am Heck um die polnische Flagge erweitert. Viel Wald, viel Grün, viel Landwirtschaft, die Dörfer wirken arm, nur an den Grenzübergängen ballen sich die Zigaretten- und sonstige Shops. Dass sich hier die erste Reifenpanne einstellt, liegt jedenfalls nicht am Straßenbelag.

Nach der Oder-Überquerung auf der brandneuen Europabrücke für Radfahrer machen wir den Fehler, an der einzigen Einkehrmöglichkeit vorbeizufahren. Es sollte für lange Zeit die einzige bleiben. Endlich in Letschin angekommen, ist der Dienstag offensichtlich der Dorfruhetag. Nur der Bäcker hat geöffnet, bietet Pflaumenkuchen und den Anblick einer Vitrine voller Pokale. "Die hat mein Papa alle beim Angeln gewonnen," verkündet stolz die Verkäuferin, "das ist erstmal vorbei, es gibt keine Fische mehr." Der gesamte Fischbestand der Oder ist in den letzten Wochen gründlich vergiftet worden, die Ursache ist immer noch nicht ganz klar.

Die Bilder des Tages:


Schilderwald am Grenzübergang: Von Schwedt nach Krajnik Dolny



Keine Überraschung im katholischen Polen: Der Glaube ist überall



Der Adler ist das Wappentier Polens: Hier erinnert er an historische Schlachten bei Cedinya



Sehr gelungen: Die neue Europa-Radbrücke über die Oder bei Siekierki



Die Idylle trügt: Die Fische sind tot.



Radfahrer absteigen: Das tun wir schon aus Protest nicht.