Sonntag, 3. April 2022

Tag 10: Durchs südliche Dänemark nach Flensburg

Beim vorletzten Fahrtag stellt sich schon Abschiedsstimmung ein. Für Montag ist Dauerregen angesagt. Die beste Lösung ist also, noch bis Kiel zu kommen und dort in den Zug nach Hause einzusteigen. Jetzt gleich ist erstmal Abschied von der Nordsee angesagt. Der fällt mir schwer. Ich plane die Route nochmal um, damit es noch möglichst lang am Nordseedeich entlang geht. Ich hab den Anblick liebgewonnen. 

Dann ist die dänische Grenze erreicht. Teil meiner Rundreise ist es, in jedem Nachbarland einige Kilometer zurückzulegen. Das südliche dänische Bauernland erweist sich allerdings als wenig inspirierend. Tøndern ist ein hübsches Städtchen und lädt zur Mittagspause. Die jugendliche Bedienung im Café spricht nach Bedarf dänisch, englisch und deutsch.  Das  Wechselgeld kommt in Euro, obwohl Dänemark der Währungsunion nicht angehört. 

Einzelne Schneeflocken umtänzeln mich gelegentlich, aber es bleibt trocken, kalt, und der Wind bläst mir weiter aus Nordost ins Gesicht. Die Oberschenkel machen leichte Weigerungsversuche, es ist ein anstrengender Tag, bis ich endlich in Flensburg ankomme. Nach 1000 km habe ich nur eine wunde Stelle, und die sitzt mitten im Gesicht. Geschieht im Sommer der Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen, dürfte es im Winter nicht weniger Flüssigkeit sein, die über die Nase ins Freie findet.

Flensburg ist schon bei der Ankunft ein Erlebnis. Das Hafenbecken wirkt mit seinen vielen, zum Teil historischen Booten wie ein Freilichtmuseum. Überall flanieren junge Menschen in der Abendsonne. Eine Stadt für Liebe auf den ersten Blick. Plötzlich eine Straßensperre mit großem Polizei-Aufwand. Ein paar Dutzend Demonstranten wirken in dunkler Kleidung und mit finsteren Gesichtern bedrohlich. Sie rufen etwas von Frieden und Freiheit. Gegen diese Forderungen ist nichts einzuwenden. Sie wenden sich damit allerdings gegen eine Pflicht zur Impfung und fordern offenbar ein Recht auf höheres Gesundheitsrisiko. Von Meldepflicht, Schulpflicht, Führerschein- und Anschnallpflicht, Kranken- und Rentenversicherungsplicht bis hin zur Beerdigungspflicht schreibt unser demokratischer Staat Regeln vor, die gesellschaftliches Leben in gegenseitiger Verantwortung und Rücksichtnahme möglich machen sollen. Wer dem nicht zustimmen will, hat offensichtlich ein anderes Verständnis von Zusammenleben.

Die Bilder des Tages

Alle Körperteile sind geschützt, nur die Nase nicht.


Abschied vom Deichland


Das zweite von neun Nachbarländern ist erreicht.


Mittagshalt in Tøndern 


Bauernland in Dänemark


Bezauberndes Flensburg